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Rhetorik oder Argumentation?

 

Gemeinsam ist der Rhetorik und der Argumentation, dass sie auf die bestehenden Meinungen (auf das, was für richtig gehalten wird) einwirken wollen. Beide Tätigkeiten orientieren sich an speziellen Regeln. Wo liegen die Unterschiede?


Rhetorik hat zum Ziel, Recht zu behalten und auf jeden Fall den Anschein zu erwecken, dass man Recht hat. 

Argumentation hat zum Ziel, Recht zu haben. Dies kann u. U. auch das Eingeständnis erfordern, dass die bisherige  eigene Position falsch war und korrigiert werden muss. 


Rhetorik ist auf eine bestimmte Position festgelegt. 

Argumentation beinhaltet die Bereitschaft, dazu zu lernen.


Rhetorik hat zum Ziel, bestimmte Adressaten zu einer bestimmten Meinung zu bringen. 

Argumentation hat zum Ziel, mit beliebigen Adressaten einen dauerhaften Konsens über die Gültigkeit einer bestimmten Meinung herzustellen.


Rhetorik orientiert sich an den jeweiligen Adressaten und deren besonderen Interessen und Vorurteilen. 

Argumentation orientiert sich an jedem verständigen Subjekt, das in der Lage ist, die betreffenden Argumente zu verstehen. 


Rhetorik schließt an die bestehenden Meinungen der jeweiligen Adressaten an, gleichgültig, ob diese richtig sind oder nicht. 

Argumentation schließt nicht an Meinungen an, die falsch sind, weil dadurch kein stabiler Konsens erreicht werden kann.


Rhetorik arbeitet mit Wiederholungen, wenn dadurch Wirkung erzielt werden kann. 

Argumentation verzichtet auf Wiederholungen, es sei denn, etwas wurde nicht richtig verstanden. Argumente werden durch Wiederholung nicht besser. 


Rhetorik argumentiert mit der Herkunft der strittigen Behauptungen. 

Argumentation prüft die Gültigkeit der strittigen Behauptungen unabhängig von ihrer Herkunft, denn ein Argument bleibt dasselbe, ob es nun von A oder B vorgetragen wird. 


Rhetorik arbeitet notfalls auch mit widersprüchlichen Argumenten je nach Adressat, wenn es Erfolg verspricht. 

Argumentation vermeidet widersprüchliche Argumente, weil "Ja und Nein" keine Antwort auf eine Frage ist.


Rhetorik bedient sich der Gefühle, um Zustimmung oder Ablehnung zu Positionen zu erzeugen. 

Argumentation verzichtet auf die gezielte Erregung von Gefühlen, weil Gefühle sich ändern können und deshalb keine dauerhafte Grundlage der Zustimmung oder Ablehnung bilden können. 


Rhetorik bedient sich der Vergröberung, Vereinfachung und notfalls Verfälschung gegnerischer Positionen, um sie leichter kritisieren zu können. 

Argumentation bemüht sich um ein Verständnis der gegnerischen Position, denn es ist möglich, dass der Andere recht hat. 


Rhetorik ignoriert Gegenargumente, wenn dies möglich ist. 

Argumentation geht auf Gegenargumente ein und versucht sie zu entkräften.

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Siehe auch die folgenden thematisch verwandten Texte in der Ethik-Werkstatt:
    Diskussionsregeln

   
Rhetorische Tipps und Tricks

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Letzte Bearbeitung 30.04.2008 / Eberhard Wesche

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