Ethik-Werkstatt - Volltexte im HTML-Format - kostenlos
-->Übersicht -->Alphabetische Liste aller Texte -->Info zu dieser Website -->Lexikon -->Startseite
Kritik der Alles-ist-Geist-Lehre ("Non-Dualismus")
Gibt es eine vom menschlichen Bewusstsein unabhängige Welt?
*** Empfehlung: Nutzen Sie die Suchfunktion Ihres Internet-Browsers! ***
Inhalt:
Warum ich mich mit dieser Lehre auseinandersetze
Ungeklärte Begriffe
Die eigenen Bewusstseinsinhalte als Ausgangspunkt
Das Experiment mit der Waage
Der unterschiedliche Gebrauch der Wörter
Das Beispiel der eigenen Mutter
Sinneswahrnehmung und Registrieren von Bewusstseinsinhalten
Die Erklärung von Wahrnehmungen durch
logisch-begriffliches Denken
Die Vorhersage von Wahrnehmungen 
durch logisch-begriffliches Denken
Die Krähe und die 
Interpretationsbedürftigkeit der Sinneseindrücke
Ich existiere trotz Bewusstlosigkeit
Ist alles nur (im) Bewusstsein? 
Das Gespräch der Computer
Das Problem der schleichenden 
Begriffsverschiebung
Behauptungen oder Metaphern?
Das Springen zwischen den Ebenen
Was ist mit "Geist" gemeint?
Was bedeutet "Existenz"?
Zur Bedeutung von Ist-Sätzen
"Alles ist Geist" als 
Identitätsbehauptung
Die Eliminierung des Diskussionspartners
Einzelne Kritikpunkte
Textanfang
Warum ich mich mit dieser Lehre auseinandersetze
Die intensive kritische Auseinandersetzung mit der  Alles-ist-Geist-Lehre erscheint mir notwendig, 
weil die Folgerungen, die 
manche 
aus der Lehre ziehen, mit einem erheblichen Realitätsverlust einhergehen und irrigen 
Auffassungen Tür und Tor öffnet.
Von ihren Anhängern wird die Lehre auch als "Non-Dualismus" bezeichnet, weil 
allein das Bewusstsein bzw. der Geist wirklich ist, während die "raum-zeitliche 
Dingwelt" nur eine abgeleitete, hypothetische Existenz besitzt.
Hier handelt es sich nicht nur um eine philosophische Spielart unter anderen, hier geht es 
- zumindest bei einzelnen Wortführern - um mehr. 
Hier sollen ausdrücklich alle Weltbilder "vernichtet"   werden und das 
logisch-begriffliche Denken als Mittel der Erkenntnis verabschiedet werden:
So heißt es: "Erkenntnis ist hier ein ganzheitliches nonverbales lebendiges 
Erkennen der Wirklichkeit des eigenen Geistes, nicht aber das verbal gedankliche 
Erfassen von konzeptuellen Gedankenkonstruktionen (= Weltbildern). Die lebendige 
Erkenntnis der eigenen geistigen Wirklichkeit vernichtet jedes denkbare 
Weltbild."   
Hier werden keine rationalen Einsichten sondern Bekehrungen angestrebt. In den 
Worten eines Vertreters der Geist-Lehre: "Genau an diesem Punkt 
betrittst Du im Geiste die Schwelle zur Selbsterkenntnis. Was Dich jetzt noch 
ggf. abhält, diese Schwelle jetzt auch selbst zu überschreiten, sind enorme und 
sehr heftige innere Zweifel, welche Dir Dein bisheriges konditioniertes und 
daher gewohntes Denken einredet. Dieses Gewohnheits-Denken, diese ganze 
Konditionierung mit aller standhaften Konsequenz zu ignorieren und dabei immer 
ganz hier und jetzt bei Dir selbst zu bleiben und jede gläubige Annahme zu 
hinterfragen und als solche zu erkennen, ist jenes 'Tun', jener innere 'Weg', 
welcher Dich die Schwelle überwinden lässt. Dein Ego, das objektivierte 'Ich', 
wird sich sträuben und winden, wird brüllen und aufschreien und es kostet enorme 
innere Kraft und Geduld, diese Phase zu durchschreiten und nicht wieder in die 
Konditionierung zurück zu fallen, die ebenfalls eine verdammt hohe geistige 
Mächtigkeit ist."   
Und es wird mit Großartigem gelockt:
 "Nie wieder wirst Du dann in den engen Käfig, den Du dann als solchen selbst 
lebendig erkannt hast, zurück wollen und können, denn Du hast diesen dann als 
einen nur für wahr und wirklich geglaubten Käfig selbst erkannt. Dann erst bist 
Du auf der wirklich abenteuerlichen Reise in das unendliche Abenteuerland Deines 
eigenen Geist. Aber nicht Du reist dann, sondern dann bist Du selbst die Reise, 
die niemals enden wird, da sie niemals wirklich begonnen hat ..."   
Es mag überflüssig erscheinen, sich mit derart ausgefallenen Weltanschauungen 
auseinander zu setzen. Die eigene Position muss sich jedoch in der Argumentation 
gegen alle Denksysteme bewähren, die sich in den Köpfen von Menschen festgesetzt 
haben. 
Die Philosophie darf sich nicht nur in den fachinternen Diskussionen erschöpfen, sie muss sich mit allen populären 
Denkströmungen kritisch befassen, die auf dem globalen Marktplatz des Internet 
um Anhänger werben. Die Auseinandersetzung mit der Alles-Ist-Geist-Lehre ist exemplarisch 
gemeint und kann hoffentlich auch für die Auseinandersetzung mit anderen 
Weltanschauungen von Nutzen sein.
***
Die rationale Auseinandersetzung mit dem Non-Dualismus wird dadurch erschwert, dass die Bedeutung zentraler Begriffe wie "Existenz", "Wirklichkeit", "Ding", "Bewusstsein", "Wahrnehmung", "Person", "Geist" oder "Materie" von dessen Vertretern nicht erläutert oder definiert werden. Umso wichtiger ist es, die Bedeutungen zu klären, die man selber mit diesen Begriffen verbindet, und darauf zu bestehen, dass der andere die Bedeutung der von ihm benutzten Begriffe ebenfalls erläutert. Ohne vorherige Begriffsklärung ist eine rationale Auseinandersetzung nicht möglich und bleibt ein Hauen und Stechen im Nebel.
***
Die eigenen Bewusstseinsinhalte als Ausgangspunkt
Ausgangspunkt der Alles-ist-Geist-Lehre ist die These, dass das 
einzige, was mir unmittelbar gegeben ist, das einzige, von dem ich direkte Kenntnis habe und dessen 
ich mir gewiss sein 
kann, meine eigenen Bewusstseinsinhalte hier und jetzt sind.
Unter "Bewusstseinsinhalten" wird dabei alles von mir bewusst 
Erlebte und Erinnerbare 
verstanden, also Sinneseindrücke, Wahrnehmungen, Träume, 
Erinnerungen, Fantasien, Gefühle, Empfindungen, Gedanken oder ähnliches. 
Mein aktuelles Erleben, die Inhalte meines aktuellen Bewusstseins 
("Vorstellungen") sind mir 
unmittelbar gegenwärtig. 
Die Existenz alles Anderen beruht nach non-dualistischer Auffassung dagegen auf bloßen Vermutungen und 
logisch-begrifflichen Konstruktionen. Dies gilt 
insbesondere für die dingliche Welt, die ich mit 
meinen Sinnesorganen wahrnehme und die ich begrifflich beschreibe. Es gilt aber auch für vergangene Erlebnisse, 
denen nur über mein jetziges Erinnern eine Wirklichkeit für mich zukommt.
Die aktuellen Bewusstseinsinhalte werden deshalb als die eigentliche 
- und in der radikalen Fassung der Geist-Lehre sogar als die einzige - Wirklichkeit angesehen.
***
"Gewissheit" des aktuellen Erlebens - ein Kategorienfehler
Diese Argumentation erscheint auf den ersten Blick zwar als ungewöhnlich aber 
keineswegs als unplausibel. 
Sie führt jedoch zu zu einigen 
nicht unproblematischen Schlussfolgerungen, die von der Vertretern der 
Allles-ist-Geist-Lehre nicht 
ausdrücklich thematisiert 
werden. 
Eine Besonderheit des Non-Dualismus  besteht darin, dass "Gewissheit"   
hier nicht auf Erkenntnisse bezogen wird sondern auf Erlebnisse. 
Von "Gewissheit"   spricht man üblicherweise in 
Bezug auf Behauptungen und deren Verlässlichkeit. 
Die Formulierung: "Dies ist gewiss"   drückt die Überzeugung aus, dass 
die 
gemeinte Position nicht korrigiert 
werden muss. "Gewissheit" beinhaltet den Ausschluss von Irrtum. 
Ein Erleben kann 
nicht falsch oder richtig sein. Richtig oder falsch kann nur die sprachliche 
Interpretation dieses Erlebens sein. Sätze können wahr und falsch sein, nicht 
aber Farben oder Töne.
Das faktische 
Erleben der aktuellen Bewusstseinsinhalte durch ein Individuum enthält als solches keinerlei 
Erkenntnis, es gibt keine Antworten auf Fragen und es besteht somit gar nicht 
die Möglichkeit eines Irrtums.
Die "Gewissheit"   des aktuell gegebenen Erlebens bedeutet deshalb nicht die 
verlässliche Beantwortung meiner Fragen, sondern es beseitigt alle Fragen durch 
ein Eintauchen in die Fraglosigkeit des bloßen Erlebens. 
Es geht der Alles-ist-Geist-Lehre nicht um die 
richtige Interpretation der Sinneseindrücke zum Aufbau eines verlässlichen 
Weltbildes, es geht ihr nicht um Erkenntnis im 
Sinne einer 
richtigen Beantwortung von Fragen zur Beschaffenheit der Welt, sondern es geht um eine Hingabe an ein 
sich selbst genügendes Erleben, in dem jedes Suchen von Antworten, jedes theoretische Erkennen 
aufgehört hat. 
Wenn ich meine Bewusstseinsinhalte in Sätze fasse, indem 
ich z. B. meinen aktuellen Sinneseindruck interpretiere und als Wahrnehmung 
sprachlich ausdrücke ("Ich sehe in der Ferne einen Baum"), kann es keine fraglose 
Gewissheit mehr geben, denn die Interpretation meines visuellen Sinneseindrucks 
als "Baum"   kann falsch sein. 
Ebenso kann mich meine Erinnerung trügen, wenn ich mich frage, ob es so war, wie 
ich es erinnere.   
***
Die "Wirklichkeit" der Bewusstseinsinhalte - eine unzulässige Vermischung der Ebenen
Eine zweite Besonderheit ergibt sich daraus, dass die verschiedenen Arten von 
Bewusstseinsinhalten grundsätzlich gleichgestellt werden, da sie in 
gleicher Weise für mich gegeben und unmittelbar "wirklich"   sind. Die Fantasie erlebe ich in 
der gleichen Weise wie den Sinneseindruck. 
Damit bekommt das Wort
 "Wirklichkeit"   unter der Hand jedoch  
eine ungewohnte, wenn nicht sogar irreführende  Bedeutung. 
Während üblicherweise dasjenige 
als "wirklich"   bezeichnet wird, was unsere Sinnesorgane erfassen, was 
wir hören und sehen, werden nun auch Träume und Fantasien als "wirklich"   
bezeichnet: sie sind als das unmittelbar Gegebene 
und Erlebte die eigentliche Wirklichkeit. Das, was man gewöhnlich als "Realität"   (als Ding-Welt) bezeichnet 
(lateinisch "res"   = "Ding"), ist für die Non-Dualisten nur eine Annahme und gehört nicht zur 
direkt erlebten "eigentlichen"   Wirklichkeit der unmittelbar gegebenen Bewusstseinsinhalte.
Hier werden zwei Ebenen des Bezuges zur Wirklichkeit vermengt, was Verwirrung 
stiftet. Ein Sinneseindruck ist in zweifacher Hinsicht "wirklich": 
Er ist einmal ein wirklicher innerpsychischer Vorgang. In dieser Hinsicht 
besteht kein Unterschied zum Traum, der ebenfalls wirklich zu einem bestimmten 
Zeitpunkt stattfindet.
Ein Sinneseindruck enthält zum andern Informationen über die wirkliche Welt. Ein 
Beispiel: Wenn ich zu Iris und Jochen sehe und Iris verdeckt Jochen halb, so nehme ich 
wahr, dass Iris vor Jochen steht. Diese Information über die wirkliche Welt kann 
ich überprüfen. Wenn ich auf die Beiden zugehe, dann müsste ich als erstes auf Iris treffen.
Ein Traum dagegen hat als solcher keinen Informationsgehalt über die wirkliche 
Welt. Wenn ich nachts träume, dass mich ein Hund gebissen hat, dann werde ich 
morgens vergeblich nach der Bisswunde suchen und muss mich nicht um einen 
Verband sorgen.
Diese äußerst wichtige Unterscheidung zwischen Traum und Sinneseindruck wird durch den unüblichen Gebrauch des 
Wortes "wirklich"   in der non-dualistischen Lehre verwischt.
***
Die stillschweigende Voraussetzung der Wirklichkeit des Anderen
Für den Non-Dualisten ist das je eigene Erleben als das für jeden unmittelbar 
Gegebene die eigentliche Wirklichkeit. Indem der Non-Dualist dies behauptet und 
dafür allgemeine Geltung verlangt, wendet er sich allerdings an Andere und 
fordert deren Zustimmung. Damit wird die Existenz der Anderen unausgesprochen 
vorausgesetzt. Die Wirklichkeit anderer Menschen ist also nichts Hypothetisches 
und Abgeleitetes sondern wird von Anfang an vorausgesetzt.
Dies ist kein expliziter Widerspruch innerhalb der Lehre des Non-Dualismus, aber 
es ist ein performatorischer Widerspruch, indem den Behauptungen des 
Non-Dualismus durch sein eigenes Handeln die Grundlage entzogen wird. Direkt 
formuliert bedeutet das: Wenn eine Lehre etwas behauptet und damit deren 
Geltung auch für mich fordert, dann setzt sie damit meine Existenz als wirklich 
voraus. Dies ist ein grundlegender Einwand gegen den Non-Dualismus (wie auch 
gegen den Solipsismus, die Lehre, dass es nur mich und meine Bewusstseinsinhalte gibt, 
von lateinisch "solo ipse": "allein ich selbst").  
***
Die Begründung des Non-Dualismus geht von der "Ich-Perspektive"   und vom eigenen subjektiven Erleben aus.
Damit hat aber jedes Individuum seinen eigenen Ausgangspunkt und damit seine je 
eigene 
Wirklichkeit, denn direkt zugänglich sind jedem Menschen nur seine eigenen 
Bewusstseinsinhalte und nicht die eines anderen. Diese Perspektive führt 
gewöhnlich in den Solipsismus. Die non-dualistische Lehre 
vermeidet diese Konsequenz jedoch durch eine Reihe von ungewöhnlichen und nicht 
immer 
nachvollziehbaren Gedankenschritten, in denen die Personen, das Ich und das Du, 
aufgelöst werden.
Die Beseitigung des selbständigen Individuums und seiner Ich-Perspektive 
geschieht zum einen über die These, dass die eigentliche Wirklichkeit die 
Bewusstseinsinhalte sind, während die Welt der körperlichen Dinge nur eine 
indirekte, scheinhafte Wirklichkeit darstellt. 
Dies gelte nun auch für das 
Individuum selber. Die Begründung dafür besteht darin, dass auch das Individuum sich selber 
als Körper nicht unmittelbar gegeben ist. Der eigene Körper gehört als Objekt der Wahrnehmung so wie die anderen körperlichen Dinge nicht 
zum unmittelbar Gegebenen und erhält nur über das Bewusstsein eine indirekte 
Wirklichkeit. 
Damit gibt es als eigentlich Wirkliches nur noch das Bewusstsein, also etwas 
Geistiges und es gibt nur noch das Subjekt mit seinen "Wahrnehmungen", jedoch 
keine davon zu unterscheidenden Gegenstände der Wahrnehmung mehr.
In einem nächsten Schritt verschwindet dann auch das individuelle Subjekt.
Zur Begründung wird angegeben, dass das wahrnehmende Subjekt sich nicht selber wahrnehmen kann. 
Denn dann würde es zum Objekt. Dies wäre aber ein Widerspruch in sich selbst, 
denn ein Subjekt kann kein Objekt sein. Dies wird in der Metapher ausgedrückt: "Das Auge kann sich nicht selber sehen".
Damit ist kein Träger der Wahrnehmung bzw. der Bewusstseinsinhalte mehr zu 
erkennen, es gibt nur nur noch Bewusstsein oder Geist, wie auch formuliert wird. 
Die Unterscheidung zwischen dem Träger der Wahrnehmungen, dem Inhalt der 
Wahrnehmung und den Objekten der Wahrnehmung wird aufgehoben in das monistische 
(oder non-dualistische) "Alles-ist-eins"   und "Alles-ist-Geist". 
Als weitere Konsequenz verschwinden damit auch die Unterschiede zwischen den 
Individuen, da es sie als Träger von Wahrnehmung nicht mehr gibt. 
Mit dem Ich=Du=Alles sind der Fantasie dann keine Grenzen mehr gesetzt und 
kindliche Allmachts-Fantasien und magisches Denken gewinnen Raum, wie die 
anfangs zitierten Texte zeigen.
***
Eine der zentralen Thesen der 
non-dualistischen Geistlehre lautet:
    "Die Dinge existieren nicht 
unabhängig von der menschlichen Wahrnehmung."
Um diese These zu überprüfen, entwerfen wir eine möglichst einfache Versuchsanordnung.
Wir benötigen dazu eine Balkenwaage mit zwei Waagschalen, Gewichte, ein Buch und ein großes Stück Pappe. 
Damit gehen wir in einen Raum, wo wir allein sind und schließen die Tür ab, sodass 
niemand hereinkommen kann. 
In die linke Waagschale legen wir das Buch. In die rechte Waagschale legen wir 
Gewichte, die genauso schwer sind wie das Buch, sodass sich der Balken in der 
Waagerechten befinden und somit ein Gleichgewicht besteht
Nun stellen wir die Pappe so auf, dass die Waagschale mit dem
Buch von der Pappe verdeckt wird. 
Wir stellen fest, dass sich dadurch an der 
waagerechten Stellung der Waagschalen nichts ändert und das Gleichgewicht 
fortbesteht. 
Da wir dafür gesorgt haben, dass nichts anderes eine Kraft auf die linke Waagschale ausüben kann, muss es das 
Buch sein, das weiterhin in der linken Waagschale liegt und durch sein Gewicht 
den Balken in der Waagerechten hält. Auch das aktuell nicht Wahrnehmbare, das 
nicht gesehene Buch, wirkt also und ist buchstäblich "wirklich".
***
Nur dann, wenn man auf jegliche Erklärung des Wahrgenommenen verzichtet und das 
Geschehen interesselos und passiv erlebt, mag die folgende These des 
Non-Dualisten akzeptabel sein: 
     "Wirklich sind die sinnlichen Eindrücke. Dass diese auf ein objektives Ding 
zurückgehen, ist eine Annahme."  
Sowie man Fragen stellt, 
erscheint diese These als unangemessen, denn sie enthält dem hinter der Pappe 
verborgenen Buch in der linken Waagschale das Prädikat "wirklich"   vor, obwohl 
es zweifellos ebenso "wirkt"   wie das sichtbare Gewicht in der rechten 
Waagschale. 
Damit wird - vom non-dualistischen Diskussionspartner meist nicht bemerkt - der übliche 
Begriff des "Wirklichen"   aufgegeben.
***
Der unterschiedliche Gebrauch der Wörter:
Was die Auseinandersetzung mit dem Non-Dualismus so 
schwierig macht, ist der Umstand, dass nicht ein anderes Weltgeschehen behauptet 
wird – da kann man völlig gleicher Ansicht sein - , sondern dass dies Geschehen 
nur anders benannt und interpretiert wird. 
Der Non-Dualist behauptet: "Es gibt keine Dinge 'an-sich'. 'Dinge' sind gedanklich objektivierte 
geistige Wahrnehmungen - ausschließlich hier und jetzt. Du objektivierst nur Deine Wahrnehmungen. Es gibt keine Objekte."   
 
Dagegen sage ich: "Ich nehme Objekte wahr. ("Ich sehe die Eiche." "Ich höre Deine Stimme." "Ich 
rieche den Braten."  ) Also gibt es Objekte."  
Wer hat nun von uns beiden recht?
An der Erfahrung, also empirisch lässt sich unser Streit nicht entscheiden. Denn 
wenn ich dem Non-Dualisten den Baum zeige, den ich sehe, dann sagt er:
" Den sehe ich natürlich auch, aber er ist nur eine Wahrnehmung, kein real existierendes Objekt."
Wie lässt sich unser Streit aber dann entscheiden?
Meines Erachtens geht das recht einfach: Die Frage ist, welche Sprechweise zweckmäßiger ist. 
Ich halte es für sinnvoll, zwischen einem Hund und der Wahrnehmung eines Hundes 
sprachlich zu differenzieren. 
Das Sprechen von real existierenden Dingen hat z. B. den Vorteil, dass die 
Wahrnehmungen mehrerer Individuen zusammengefügt und gemeinsam benutzt werden 
können, da sie sich auf dasselbe reale Ding beziehen. 
Wenn ich nicht zwischen der Wahrnehmung eines Gegenstands und dem Gegenstand 
selber unterscheide, muss ich offen lassen, ob z. B. der Hund auch dann da ist, 
wenn ich in die andere Richtung blicke. 
Streng genommen kann ich nicht fragen: "Ist der Hund noch da?"   
Und kein anderer kann mir sagen: "Ja, der Hund ist noch da. Ich kann ihn ganz 
deutlich sehen."   
Denn es gibt für den Non-Dualisten nicht das Objekt, das wir beide als dasselbe 
bezeichnen und wahrnehmen. Es gibt nur meine Wahrnehmung und seine Wahrnehmung.
***
Das Beispiel der eigenen Mutter
Eine der zentralen Thesen der 
non-dualistischen Geistlehre lautet:
"Es gibt keine vom Bewusstsein 
unabhängige Welt."    
Wenn ich mich frage: "Gibt es etwas oder jemanden, dessen 
Dasein von meinem Bewusstsein unabhängig da ist?", so fällt mir als 
Antwort ein:
"Ja, meine Mutter. Sie erinnert sich noch an 
meine Geburt und an die Zeit davor, als es mich noch nicht gab. 
Da mein Bewusstsein erst zusammen mit mir entstanden ist, als meine Mutter 
bereits da war, muss das Dasein meiner Mutter unabhängig von meinem Bewusstsein 
sein."  
Entsprechendes gilt nun für jeden Menschen. 
Wenn man die Kette der Generationen 
immer weiter 
zurückgeht, kommt man schließlich dazu, dass das Dasein unserer 
affenähnlichen 
stammesgeschichtlichen Vorfahren unabhängig vom menschlichen Bewusstsein ist, 
das erst später mit der Herausbildung des 'homo sapiens' entstand. 
Demnach hat es etwas gegeben, das 
unabhängig von jeglichem menschlichen Bewusstsein da gewesen ist. Der 
Mensch und sein Bewusstsein ist - verglichen mit dem Alter der Erde - eine relativ 
späte Erscheinung in dieser Welt."    
***
Soweit mein Argument.
Hieran schloss sich nun die folgende Diskussion an:
J: Wenn Du 
ehrlich bist, musst Du doch zumindest zugeben und Dir selbst eingestehen, dass 
deine Aussage ("  Meine Mutter gab es unabhängig von meinem Bewusstsein"  ) zunächst einmal nichts anderes als eine reine 'Glaubensaussage' 
ist, die durch absolut gar nichts außer durch Annahmen belegt ist.
E: Diese Aussage halte ich für wahr, weil sie durch die übereinstimmende 
Erinnerung aller Verwandten und Bekannten, die älter sind als ich, bestätigt 
wird und weil sie zusätzlich durch zahllose Indizien wie alte Fotos, Briefe 
etc. bestätigt wird. 
J: Deiner Aussage liegt keine authentische bewusst erlebte Wahrnehmung 
zugrunde, sondern nur gläubige Annahmen, die miteinander nach einer bestimmten 
Matrix (z. B. raumzeitlicher Logik) verknüpft werden und auf keine authentisch 
erlebte Wirklichkeit mehr verweisen.
E: Eine Aussage kann und soll nicht mehr als wahr sein. Es bedarf dazu einer 
stichhaltigen Begründung. Sie benötigt dazu jedoch keineswegs irgendwelche 
höheren Weihen als 'authentisch erlebte Wirklichkeit'. Der Satz: 'Ich sehe 
jetzt vor 
mir einen Monitor' ist nicht mehr und nicht weniger wahr als der Satz: 'Meine 
Mutter gab es schon, als es mich noch nicht gab'.
J: Verwandte, Bekannte, Fotos, Briefe usw. sind nichts anderes als das 
Bewusstsein von ihnen.
E: Diese Gleichsetzung ist 
falsch. Ich habe schon mehrfach 
meinen Onkel per Handschlag begrüßt, habe aber noch nie dem Bewusstsein von ihm 
die Hand gegeben. Ich habe schon mehrfach 
Briefe in den Briefkasten geworfen, aber noch nie das Bewusstsein von einem 
Brief in den Briefkasten geworfen. 
Als ich klein war, hat 
mein Vater gesagt: "Was Du dort siehst, ist ein Hubschrauber"   und hat dabei auf 
ein Flugzeug ohne Flügel gezeigt. Er hat nicht gesagt: "Was Du dort siehst, ist 
das Bewusstsein von einem Hubschrauber."   Ich habe zwar schon 
Hubschrauber gesehen, aber noch kein Bewusstsein von einem Hubschrauber. 
(Das 
Bewusstsein von einem Hubschrauber kann ich allerdings 
introspektiv "vor meinem inneren Auge"   als Bewusstseinsinhalt erzeugen, indem ich mich an 
früher gesehene Hubschrauber erinnere.)
***
Sinneswahrnehmung und Wahrnehmung von Bewusstseinsinhalten
Oben war dargelegt worden, dass die Wirklichkeit eines Sinneseindrucks eine 
andere ist als die eines Traumes, auch wenn beides wirkliche psychische 
Phänomene sind. In diesem Zusammenhang ist auch die folgende Unterscheidung von 
Bedeutung: "Sehen"   (d. h. mit den Augen wahrnehmen) ist etwas 
anderes als "einen 
visuellen Bewusstseinsinhalt registrieren"   (z. B. indem man einen früheren visuellen 
Sinneseindruck erinnert oder indem man Bilder fantasiert).
Dies zeigt sich schon daran, dass das introspektive Registrieren von visuellen Bewusstseinsinhalten mit geschlossenen Augen möglich ist 
und das Sehen nicht. 
Zwar wird immer, wenn ich etwas sehe, in meinem Bewusstsein ein entsprechender 
visueller Inhalt - ein Bild - erzeugt, aber nicht immer, wenn in meinem Bewusstsein ein Bild erzeugt 
wird, beruht dies auf einer aktuellen Sinneswahrnehmung durch den Gebrauch meiner Augen.
Die Unterscheidung zwischen einer Sinneseindruck und dem anderweitigen Erzeugen 
eines Bewusstseinsinhaltes ist nötig, um den unterschiedlichen Bezug zur 
Wirklichkeit zu erfassen. Bei der 
Sinneswahrnehmung werden die sensorischen Nervenzellen durch Einwirkungen der 
wahrgenommenen Objekte gereizt: Lichtstrahlen treffen auf die Netzhaut des Auges 
oder Schallwellen treffen das Trommelfell des Ohres. 
Bei Bewusstseinsinhalten, die nicht durch aktuelle Sinneswahrnehmungen 
hervorgerufen werden, liegt die Ursache ihres Auftauchens nicht in 
der wirklichen Außenwelt (womit ich alles meine, was außerhalb meines Körpers existiert), sondern 
vor allem in Vorgängen im eigenen Gehirn.
Nur Sinneswahrnehmungen (worunter ich "sprachlich interpretierte 
Sinneseindrücke"   verstehe) enthalten Informationen über die Beschaffenheit der 
Außenwelt.
Verwirrung wird dadurch erzeugt, 
dass man sowohl bei der Verarbeitung von Reizungen der Sinnesorgane als auch 
beim Registrieren von Bewusstseinsinhalten von "Wahrnehmung"   spricht.
Auch in Bezug auf das Registrieren der eigenen Fantasien spricht man 
gelegentlich von "Wahrnehmung", obwohl es sich dabei um etwas ganz anderes 
handelt als bei der Sinneswahrnehmung. Denn durch bewusstes Registrieren und 
Merken meiner Fantasien, Erinnerungen oder Träume kann ich keine Informationen 
über die Beschaffenheit der Außenwelt gewinnen, sondern höchstens über die 
Beschaffenheit meiner eigenen Fantasien, Erinnerungen oder Träume. Man sollte 
deshalb bei der Benutzung des Wortes "Wahrnehmung"   stets klarstellen, ob man 
damit die Sinneswahrnehmung meint oder das Registrieren von Bewusstseinsinhalten.
Da die Außenwelt der Individuen dieselbe ist, können Sinneswahrnehmungen 
verschiedener Individuen übereinstimmen, wodurch die Grundlage für 
allgemeingültige Aussagen über die Beschaffenheit der Welt gegeben ist.
(Kompliziert wird die Angelegenheit dadurch, dass jedes Individuum von sich 
sowohl eine introspektive Innenwahrnehmung hat, als auch eine Außenwahrnehmung 
über die Sinnesorgane: Ich sehe, wie die Ärztin die Nadel der Spritze in meinen 
Arm 
sticht und ich spüre zugleich einen Schmerz. Das Einstechen der Nadel können 
auch andere sehen, den Schmerz spüre nur ich.)
***
Die Erklärung von Sinneswahrnehmungen durch logisch-begriffliches Denken
Eine zentrale Aussage der Alles-ist-Geist-Lehre lautet: "Die Welt ist mir nur über meine 
Wahrnehmungen zugänglich."  
Der Strom der Sinneseindrücke erzeugt jedoch noch kein Bild der Welt, das ein informiertes Handeln erlaubt. 
 
(Dies gilt auch dann, wenn die Sinneseindrücke sprachlich interpretiert wurden und damit zu 
Wahrnehmungen im engeren Sinne werden, die andern mitgeteilt werden können und 
über die ein Konsens hergestellt werden kann.) 
Wenn ich erklären will, 
warum ich bestimmte Sinneswahrnehmungen habe, muss ich Begriffe bilden und Annahmen 
machen, die über diese Wahrnehmungen hinausgehen. 
***
Das Beispiel des Einbruchs
Ich komme nach Hause, mache die Wohnungstür auf und 
sehe, dass alles durchwühlt ist. 
In einer solchen Situation drängen sich Fragen auf und es 
entsteht die Notwendigkeit zu handeln: Ich frage mich, wie es dazu kommen konnte, ich 
suche nach einer Erklärung für diesen wahrgenommenen Zustand, muss auf den 
Vorfall irgendwie reagieren. 
Ich gehe verschiedene Möglichkeiten einer Erklärung durch 
und komme zu dem Schluss, dass höchst wahrscheinlich eingebrochen wurde. 
Ich suche nach Indizien, die mir Aufschluss darüber geben können, was hier 
passiert ist. Tatsächlich finden 
sich an der Tür Spuren einer gewaltsamen Öffnung.  
Die Alles-ist-Geist-Lehre bietet aus sich heraus keine Möglichkeit zu einem 
ursächlichen Verständnis der Wahrnehmungen. Die erlebte Welt wird von der 
Erklärung des Erlebten völlig getrennt. Obwohl ich den Einbrecher nie 
gesehen habe und vielleicht nie sehen werde, ist er aber genauso real wie die 
Wohnungstür, die ich vor mir sehe, denn einen Einbruch ohne Einbrecher gibt es nicht.
Wahrnehmungen und deren Erklärungen bilden deshalb erst zusammen die wirkliche 
Welt. Die wirksamen Faktoren sind Teil der Wirklichkeit, auch wenn sie nicht 
direkt und aktuell wahrgenommen werden können.
***
Die Vorhersage von Sinneswahrnehmungen durch logisch-begriffliches Denken
Auch die aktive Gestaltung der Zukunft - und damit 
zugleich die Gestaltung meiner zukünftigen 
Sinneswahrnehmungen - wird von der Alles-ist-Geist-Lehre nicht thematisiert.
Zum Beispiel kann ich durch das Konservieren von Nahrungsmitteln vermeiden, dass 
ich im nächsten Winter verhungere. Dazu benötige ich Kenntnisse von der Art: "Wenn ich dies Stück Fleisch in Salz lagere, dann ist es nach 5 Monaten noch 
genießbar und nicht verfault."  
Diese Kenntnisse kann mir 
der Strom meiner Bewusstseinsinhalte als solcher nicht geben. 
Eine Reihe von 
intellektuellen Leistungen ist dazu erforderlich: 
1. Ich muss zwischen den 
verschiedenen Arten von Bewusstseinsinhalten unterscheiden (Ist das jetzt 
geträumt oder wahrgenommen? etc.) 
2. Ich muss bestimmte (mit sich 
selbst identische) Objekte identifizieren und mit einem Namen versehen: Diese 
Konstellation aus Linien und Farben ist 'mein Ball'. Es ist 
derselbe Ball, 
obwohl er mal ganz klein und mal ganz groß erscheint, mal strahlend farbig und 
mal dunkel, mal warm und mal kalt ist.
3. Ich muss Klassen von gleichartigen Objekten bilden und benennen und gegen 
andersartige Objekte abgrenzen (z. B. "Fleisch, das in Salz gelagert worden ist, nenne ich 
Pökelfleisch."  )
Aus dem Strom der Bewusstseinsinhalte allein 
ergibt sich noch nicht das begriffliche Raster zur Erfassung und Beschreibung meiner 
Sinneseindrücke, denn das begriffliche Raster (etwa wie viele Arten von Schnee 
eine Sprache begrifflich unterscheidet) hängt von der Lebenspraxis ab, in der diese 
Begriffe verwendet werden. Jeder Begriff abstrahiert in irgendeiner Weise von 
der Mannigfaltigkeit der Sinneseindrücke. Keine Katze gleicht völlig der anderen. 
4. Ich muss Annahmen über zukünftige Wahrnehmungen machen, die ich aus 
beobachteten Regelmäßigkeiten ableite ( "Pökelfleisch 
hat die Eigenschaft, dass es mehr als 5 Monate genießbar bleibt."  ) 
Allgemein formulierte empirische Regelmäßigkeiten ("Wenn x y z, dann a"  ) 
beziehen sich nicht nur auf die wahrgenommene Welt sondern auch auf die 
zukünftige Welt. Dies ist auch notwendig, wenn ich die Folgen meiner Handlungen 
berücksichtigen will, denn diese Folgen liegen immer in der Zukunft.
Mit der Formulierung empirischer Regelmäßigkeiten auch für die Zukunft entsteht 
die Möglichkiet, 
dass die vorgestellte Welt und die wirkliche Welt auseinander fallen. Es 
kann deshalb Irrtum und enttäuschte Erwartungen geben, wenn die erwarteten 
Folgen nicht eintreten. Damit wird die Korrektur meiner bisherigen Vorstellungen 
von der Welt erforderlich.
Ich kann natürlich auf die Realitätsbewältigung durch informiertes, 
zielgerichtetes Handeln verzichten. Dann benötige ich keine Kenntnis von 
empirischen Regelmäßigkeiten, dann benötige ich auch nicht die Unterscheidung 
zwischen "wahren"   und "falschen"   Aussagen über die Welt, dann ist jeder Bewusstseinsinhalt gleich "wirklich"   oder "unwirklich", mein Flug im Drogenrausch ebenso wie der 
leere Kontoauszug.
Fazit:
Der Strom der Bewusstseinsinhalte allein bietet keinen Ansatz zu einem 
aktiven Eingreifen und zu einer gezielten Gestaltung der 
Wirklichkeit. Aus dieser Perspektive gibt es nur ein passives Erleben der Welt.
Mit dem Eintauchen in die Fraglosigkeit des eigenen 
Erlebens verbindet sich beim Non-Dualisten unbemerkt eine Einstellung zur Welt, die geprägt ist durch das 
passive Erleben der Bewusstseinsinhalte. Der Mensch als erkennendes, wertendes, 
wollendes und handelndes Wesen wird weitgehend ausgeblendet. 
Es wird nicht nach Ursachen und Folgen, nach Wahrheit oder Irrtum 
gefragt. Es werden keine Anstrengungen zur wissenschaftlichen Deutung, Ordnung und Systematisierung 
der Sinneseindrücke gemacht, um ein zuverlässiges, handlungsorientierendes Weltbild aufzubauen. 
Ebenso wenig wird nach Glück oder Unglück, Nutzen oder Schaden, 
gut oder schlecht gefragt, um die eigenen Ziele zu klären und entsprechend zu 
handeln.
Beides würde sich nach nondualistischer Auffassung auf eine Welt beziehen, die ihre Wirklichkeit nur indirekt 
über die Wahrnehmung erhält, und würde vom Erleben, der eigentlichen 
Wirklichkeit, ablenken.
(Um diesen Mangel zu 
kompensieren besteht bei manchen Anhängern der Geist-Lehre die 
Tendenz zu magischem Denken, also der 
Vorstellung, mittels Gedanken und erweitertem Bewusstsein den Lauf der Dinge  
gemäß dem eigenen Willen beeinflussen zu können.)
***
Nun könnte ein umsichtiger Vertreter der Geist-Lehre die logisch-begriffliche 
Analyse der Welt akzeptieren und für vereinbar mit der Geist-Lehre halten. Dann 
bleiben jedoch weiterhin Probleme.  
Zum einen ist bemerkenswert, dass sich seine Welt in ihren empirischen Details in nichts 
von meiner Welt unterscheiden muss. Wenn doch, so müsste sich eine entsprechende 
Versuchsanordnung denken lassen, bei der seine Position empirisch scheitern könnte. 
Dies ist offensichtlich nicht der Fall. 
Daraus folgt: Seine Position enthält keinerlei zusätzliche 
Informationen über die Beschaffenheit der Welt. 
Aus der logisch-begrifflichen Interpretation und Ordnung der Sinneseindrücke 
ergibt sich ein weiteres Problem für die nondualistische Position.
Wenn er die Regelmäßigkeiten in seinen Wahrnehmungen durch allgemeine 
Aussagen ausdrückt wie z. B. "Granit ist sehr hart und frostbeständig und löst 
sich durch die Witterung nicht auf", dann folgt daraus logisch, dass der 
Grabstein aus Granit auch dann auf dem Friedhof ist, wenn niemand ihn nachts 
sieht. Das heißt, dass auch nach Annahmen des Non-Dualisten der Grabstein unabhängig von 
jeglichem Bewusstsein existiert. 
Er kann nicht einerseits 
annehmen, dass Granit äußerst dauerhaft ist und andererseits offen lassen, ob er 
auch da ist, wenn nachts niemand den Stein wahrnimmt.
***
Die Krähe und die Interpretationsbedürftigkeit von Sinneseindrücken
Angenommen ich habe den Begriff "Krähe"   gebildet, den ich in 
bestimmter Weise definiere. Die regelmäßigen Eigenschaften von Krähen (Größe, Farbe des 
Gefieders, Art der Laute, Verhalten gegenüber Menschen etc. ) habe ich erforscht. Dazu gehört der Satz: "Wenn ein Mensch sich einer Krähe auf weniger als 10 Metern 
nähert, dann fliegt sie auf."   
Ich gehe auf die Wiese und 
sehe auf einem Pfahl eine Krähe. ... Oder ist es keine Krähe, sondern ein Bussard? 
Ich gehe näher heran und sehe den kräftigen geraden Schnabel. Also kann es kein 
Bussard sein. Das glänzende schwarze Gefieder gehört eindeutig zu einer 
Saatkrähe. ... Hm, ich gehe immer näher heran, aber der Vogel bleibt immer noch 
sitzen. 
Ich bin jetzt ca. 8 Meter entfernt und der Vogel rührt sich nicht. Sind 
Krähen doch weniger menschenscheu als ich bisher annahm? ... Aber ist das, was ich 
da sehe, überhaupt eine Krähe? Dem Aussehen nach sicherlich. ... Seltsam. Sie sitzt 
so still und wie unbeteiligt da. Ich komme noch näher: Und sehe genauer die 
Augen des Vogels: Ja, das ist eine Krähe - ... aber eine ausgestopfte!! Da hat sich 
jemand einen Scherz mit mir erlaubt. 
Kann man in diesem Fall sagen: "Die reale Welt IST die 
wahrgenommene Welt, denn keine andere könntest du je erleben, sie ist deine 
Realität. Aber warum solltest du dir 
überhaupt eine Vorstellung von der wirklichen Welt machen? Sie ist dir doch hier 
und jetzt gegeben, warum noch etwas davor-stellen?"   
Mein Einwand gegen diese 
Auffassung lautet: 
Mit dem bloßen Sinneseindruck ist uns die wirkliche Welt noch 
nicht gegeben, insbesondere nicht die zukünftige Welt. 
Unsere Sinneseindrücke sind in hohem Maße interpretationsbedürftig, sie stellen 
keine fertige Wahrnehmung dar, die das Handeln anleiten kann.
***
Ich existiere trotz Bewusstlosigkeit
Zwar ist alles, was ich 
denke, mein Bewusstseinsinhalt, aber ich kann auch denken, dass ich in 
bestimmten Situationen kein Bewusstsein besitze, z. B. in der Vollnarkose bei 
meiner Nasenoperation oder nach einem schweren Schlag gegen den Kopf, der mich 
bewusstlos werden lässt. Diese Aussagen können wahr 
sein. 
Ich kann also die richtige Annahme machen, dass es Situationen gibt, in denen 
ich existiere und in denen ich über kein Bewusstsein verfüge. 
Zum Zeitpunkt 
meiner Bewusstlosigkeit existiere ich weiter – unabhängig 
davon, ob ich bei Bewusstsein bin oder nicht. Auch dieser Satz kann wahr sein. 
 
***
Ist alles nur (im) Bewusstsein?
In gewisser Weise ja: Immer, wenn ich meinte, etwas gefunden 
zu  haben, das unabhängig von meinem Bewusstsein existiert (meine Mutter vor 
meiner Geburt, ich in Vollnarkose) oder etwas das unabhängig von jedwedem Bewusstsein existiert (die Erde 
vor homo sapiens, das AIDS-Virus vor seiner Entdeckung, der einsame Grabstein 
nachts auf dem Friedhof), und es dem Anhänger der Alles-ist-Geist-Lehre präsentierte, konnte 
er 
stets sagen: "Und damit existieren diese 
Dinge wiederum als Inhalte unseres Bewusstseins."   
Er hat also immer die Ebene, auf der ich gerade mühsam 
zwischen Bewusstseinsphänomenen und Phänomenen anderer Art unterschieden hatte, 
verlassen und hat stattdessen von einer Metaebene aus beides wieder 
unterschiedslos als (im?) Bewusstsein identifiziert. 
Ist dies Vorgehen methodisch in Ordnung? Es ist anscheinend nicht ohne 
Probleme, wenn einer gewissermaßen der Igel ist und immer sagen kann: "Ick bün allhier!"   
Die Schwachstelle in seiner Position wurde mir klar, als ein Bekannter kürzlich 
die These vertrat: "Alles sind Satzinhalte". Als ich zu ihm sagte: "Der Tisch 
hier ist aber kein Satzinhalt"   entgegnete er: "Auch der Tisch ist ein 
Satzinhalt, das hast Du ja gerade selber demonstriert."   Ich nannte ihm noch 
vieles, aber er behielt in jedem Fall Recht ....
***
Wenn wir Wesen wären, deren einzige Informationsquelle die Bilder eines Monitors sind, dann folgt daraus nicht, dass das Monitorbild nicht etwas davon Verschiedenes, was also kein Monitor ist, wiedergibt.
***
Heute hörte ich, wie sich ein PC und ein Laptop darüber stritten, 
ob die Dinge, deren Bilder sie mit Hilfe ihrer digitalen Kameras auf ihren 
Bildschirmen erzeugten, unabhängig von ihrem eigenen Funktionieren als Computer existieren oder 
ob diese Dinge nichts anderes als binäre Datenströme sind.  
Der PC meinte: "Was auch immer für Bilder bzw. Dinge auf 
meinem Bildschirm erscheinen, wenn ich mit meiner Kamera aufnehme: Ich habe immer nur den binären Datenstrom von den 
optischen Sensoren meiner Kamera und keine unabhängig von mir existierenden 
Dinge. Alles ist binärer Datenstrom."    
Der andere Computer, ein schmaler Laptop, meinte: "Dagegen ist schwerlich etwas 
einzuwenden. Aber was ist mit der Steckdose dort, wo Dein Stromkabel drin 
steckt? Gibt es diese Steckdose unabhängig von unseren Datenströmen? Was ist, wenn der kleine Junge, der da 
krabbelt, deinen Stecker rauszieht?"   
Der PC blieb dabei: "Auch das Rausziehen ist binärer Datenstr..."    
***
Das Problem der schleichenden Begriffsverschiebung
Den Kern der Geist-Lehre findet man in Sätzen wie: "Es gibt keine 'Dinge', die aus sich 
selbst heraus und für sich selbst 'existieren'. 'Dinge' sind nichts anderes als 
Bewusstsein, ihre Wahrnehmung hier und jetzt."   Oder: "Die raumzeitliche Welt existiert 'nur' im bzw. als eigener Geist, der DU hier 
und jetzt selbst bist."  
An diesen Aussagen wird eine Besonderheit der Lehre deutlich, der 
stillschweigende Übergang: 
- von der persönlichen Wahrnehmung eines Objektes ("  Ich sehe 
meine Hand"  )
 - über eine subjektlose Wahrnehmung ("  Die Hand ist Wahrgenommenes", "Ich bin 
Wahrnehmung. Du bist Wahrnehmung. Ich = Du"  ) 
- zu einer Art Grundsubstanz oder Wesen von allem, dem "absoluten  Bewusstsein"   
oder "Geist"   ("  Die Welt ist Geist"  ).
Besonders der Übergang von Sätzen wie: "Ich nehme meine Hand wahr"   zu dem Satz "Ich BIN Wahrnehmung"   macht Probleme. Diese Ist-Sätze und 
ihre Varianten ("  Ich bin …", "Du 
bist …", "Er, sie, es ist ...", "Die Dinge sind …"  ) 
erfreuen sich bei den Vertretern der Alles-ist-Geist-Lehre offenbar besonderer 
Beliebtheit.
Wenn man verwirrt durch diese Gleichsetzungen nach Definitionen und 
nach einer Erläuterung zentraler 
Begriffe fragt wie 'Wirklichkeit', 'Wahrheit', 'Existenz', 'Wesen', 'Ding', 'Geist' 
oder 'Materie', so wird dies in der Regel für methodisch nicht möglich erklärt und 
abgewehrt.
***
Der erkenntnistheoretische Status der Geist-Lehre bleibt grundsätzlich vage. 
Man weigert 
sich, die eigenen Aussagen als Behauptungen aufzufassen, die sich begründen oder 
widerlegen lassen. Stattdessen wird auf die Gewissheit einer "lebendig"   erlebten 
Wirklichkeit verwiesen.  Sie ermögliche eine Erkenntnis, die sich nicht in Worte 
fassen lasse. Insofern versteht sich die Lehre eher als Anweisung für ein 
Selbstexperiment, dessen Resultat in einer vollkommen gewissen Erkenntnis 
besteht.
Man wird aufgefordert, sich nachhaltig zu fragen und in sich hineinhorchen. Dann 
werde sich ein eigenes lebendiges Erkennen einstellen mit einem aufleuchtenden 
Aha-Effekt, wo man auf einmal versteht und erkennt, was man zuvor völlig 
übersehen hat.
Diese Argumentationsstrategie hat zur Folge, dass der Schwarze Peter 
jetzt beim Kritiker der Alles-ist-Geist-Lehre liegt: Wenn sich der beschriebene 
Aha-Effekt beim Kritiker nicht einstellt, kann es nun daran liegen, dass dieser 
nicht nachhaltig genug gefragt hat oder dass er nicht tief genug in sich 
hineingehorcht hat.
Wenn der "Beweis"   für die Lehre ein Erleben ist, das sich nicht in Worte 
fassen lässt, so sollte bedacht werden, dass das gefühlsgetönte Erleben nichts 
Dauerhaftes ist, dass das Hochgefühl einem elenden Katzenjammer Platz machen 
kann. Aber das kann innerhalb der Lehre schon gar nicht mehr gedacht werden: Was 
sind schon begründete Zweifel (als bloße "theoretisch-gedankliche 
Konstruktionen"  ) gegen ein starkes Erlebnis? 
Gegenüber Sätzen, die wissenschaftlich oder durch Alltagserfahrung auf das Beste bestätigt 
sind (wie z. B. "Meine Mutter hat vor mir existiert"  ), wird eine Haltung des radikalen Zweifels eingenommen, für die 
(in geschwollener Rede) nur 
pauschale Gründe 
gegeben werden. 
(wie z. B.: "Deiner Aussage liegt keine authentische bewusst erlebte Wahrnehmung 
zugrunde, sondern nur gläubige Annahmen, die miteinander nach einer bestimmten 
Matrix (z. B. raumzeitlicher Logik) verknüpft werden und auf keine authentisch 
erlebte Wirklichkeit mehr verweisen."  
Gleichzeitig wird aber von den Vertretern der Geist-Lehre die Internet-Technologie, die auf 
hochkomplexen Theorien aufbaut, ganz selbstverständlich in Anspruch genommen.
So bleiben nur elementarste Gewissheiten übrig wie "Ich bin"   oder "Ich nehme 
bewusst wahr", die dann Schritt für Schritt umformuliert werden bis hin zu Sätzen wie: "Alles ist 
Bewusstsein". 
Demnach darf man einzig und allein von einer "authentisch 
bewusst erlebten Wahrnehmung"   hier und  jetzt 
ausgehen.
Jenseits dieses vermeintlichen Königsweges der Erkenntnis in Form des aktuellen  Erlebens gibt 
es nur ungewisse Glaubensinhalte und theoretische Konstruktionen. 
Mit einer solchen Argumentationsstrategie sind auf einen Schlag fast alle möglichen Gegenargumente, seien es 
Resultate der Erfahrungswissenschaften oder Ergebnisse logischer 
Schlussfolgerungen, entwertet.
***
Das Springen zwischen den Ebenen
Unklar ist in der Geist-Lehre der Status der Realität, der Welt der Dinge. 
Einerseits 
wird betont, dass die Annahme von Dingen, die unabhängig von Wahrnehmungen da 
sind, "Illusionen"   sind.  Die "raumzeitliche Welt"   ist real nur eine "gedachte 
Welt"   im Geiste, und existiert nicht jenseits des Geistes. Weltbilder sind 
nur eingeübte Gewohnheiten des Denkens. Es heißt kühn - oder besser 
halsbrecherisch: "Erkenne Existenz und Nichtexistenz als identisch. Erkenne, dass die Zeit 
selbst, quasi als 'Ding an sich' betrachtet, keine Dauer hat. Erkenne, dass der 
Raum selbst, quasi als 'Ding an sich' betrachtet, keine Ausdehnung hat."   
Andererseits stellen "normalsinnige"   Sätze wie "Ich sehe meine Hand", "Ich sehe 
vor mir den Kölner Dom"   oder "Ich muss zur Arbeit 
20 Minuten fahren"   angeblich kein Problem dar. Der Aufbau eines Weltbildes bzw. 
eines gedanklichen Modells zur Erklärung und Vorhersage von Wahrnehmungen 
vollzieht sich da erstaunlicher Weise genauso wie bei den Normalsinnigen. Kalender, Uhren und Landkarten 
sind offenbar nicht verpönt.
Dadurch, dass die Vertreter der Geist-Lehre sich beide Ebenen offen halten, die "duale Sichtweise"   und die "non-duale Sichtweise", bekommt man immer wieder zu 
hören, man habe sie falsch verstanden, und damit geht die Kritik ins Leere: 
Es 
gibt Personen - aber es gibt sie auch wieder nicht, 
es gibt Objekte - aber es gibt sie 
auch wieder nicht, 
es gibt personenbezogenes Bewusstsein - aber es gibt es auch wieder nicht, 
alles ist hier-und-jetzt - aber es gibt auch gestern und morgen und da und dort. 
 
***
Jemand, für den nur das aktuell Erlebte wirklich ist 
und der diese Position konsequent durchhält, kann weder zu allgemeinen Begriffen 
noch zu allgemeinen Sätzen gelangen. Nicht umsonst heißt es: "Die lebendige 
Erkenntnis der eigenen geistigen Wirklichkeit vernichtet jedes denkbare 
Weltbild."     
Wenn nur das aktuell Erlebte zählt, kann man keinen Begriff von "Dauer"   
entwickeln, die länger währt als die Zeit zwischen zwei Lidschlägen. Außerdem 
wird man die 
Einheit eines Objektes in seinen verschiedenen sinnlichen Dimensionen (z. B. groß, 
schwer, hart, leise, langsam, braun, süß) nicht gedanklich herstellen können, 
weil man diese Dimensionen meist nicht gleichzeitig hier und jetzt 
wahrnimmt.
***
In auffälligem Gegensatz zu dem Anspruch absoluter Gewissheit für die "lebendige 
Erkenntnis"   und das "faktische wirkliche Erleben"   steht das Desinteresse an Fragen der Erklärung 
und Vorhersage von Wahrnehmungen und deren Überprüfung. 
Das für den Menschen charakteristische Problem zielgerichteten Handelns wird nicht thematisiert. Offenbar dominiert nicht 
eine aktive sondern eine passiv betrachtende Einstellung zur Welt und zum Leben, 
was durch die Eliminierung der individuellen Akteure ("  Du bist Geist"  ) 
verfestigt wird. 
Geradezu erschreckend ist jedoch die Absenkung der kritischen Maßstäbe, wenn der 
Sprung in das lebendige Erleben der Wirklichkeit erst einmal vollzogen ist. Da 
sind die Wahrheiten reichlich zu finden ("  Der Geist ist unsterblich, ewig, 
göttlich, unendlich tief. Sein Urgrund ist Liebe usw."  )
***
Im Hintergrund steht bei den Vertretern der Geist-Lehre 
offenbar die traditionelle Unterscheidung von Materie und Geist. 
Aus der Sicht der modernen Physik, wo durch eine Atomspaltung Energie freisetzt 
wird, ist 
die Unterscheidung zwischen Materie und Geist fragwürdig geworden. So erscheint 
Licht, das traditionell den Geist verkörperte, physikalisch als eine Abfolge 
unzähliger Teilchen. 
An verschiedenen Formulierungen ("  die materielle 
raum-zeitliche Welt", die Klassifizierung von Positionen als "dualistisch"   oder "non-dualistisch"  ) wird deutlich, dass sich die Geist-Lehre immer noch aus der 
Gegenüberstellung von Materie und Geist speist. Auf eine Erläuterung und Analyse 
dieser Begriffe wird allerdings verzichtet.  
***
An Stelle von "Geist"   wird in der Geist-Lehre auch das Wort "Bewusstsein"   verwendet. Was bedeutet "Bewusstsein"   in diesem Zusammenhang?
Üblicherweise versteht man unter "Bewusstsein"   einen psychischen Wachzustand, in 
dem man beschreiben kann, was man denkt, fühlt, erinnert oder wahrnimmt. 
Bewusstsein in diesem Sinne ist also ein psychischer Zustand, in dem man 
bestimmte Fähigkeiten besitzt. 
Bewusstsein ist im üblichen Sprachgebrauch immer an einen Träger gebunden, 
etwa wenn man sagt: "Er verlor sein 
Bewusstsein, als er mit dem Auto gegen den Baum fuhr"   oder "Nach der Operation 
kam er schnell wieder zum Bewusstsein und schlug die Augen auf".
Diese psychologische Bedeutung des Wortes "Bewusstsein"   
wird von den Vertretern der Geist-Lehre jedoch abgelehnt. Sie wollen darunter 
ein nicht an bestimmte Personen gebundenes Bewusstsein verstanden wissen, eine 
Art "absolutes Bewusstsein". 
Wie jedoch ein Bewusstsein ohne konkreten Träger 
vorstellbar und feststellbar ist, wird nicht näher erläutert. Dies wird 
methodisch so begründet, dass man die Worte "Bewusstsein"   bzw. "Geist"   nicht 
definieren könne, weil dazu wiederum Gedanken, also Bewusstsein bzw. Geist in 
Anspruch genommen werden müssten. 
Dies Argument ist jedoch nicht stichhaltig, wie bereits die 
obige Definition von Bewusstsein demonstriert. Eine Definition des Wortes "Bewusstsein"   ist ohne weiteres möglich, auch wenn Definieren eine Tätigkeit 
ist, die nur bei Bewusstsein erfolgen kann. Es muss hier keineswegs zu einer 
unzulässigen zirkulären Definitionskette kommen. 
Das Wort "Bewusstsein"   wird in der Geist-Lehre über den 
Begriff der "Wahrnehmung"   eingeführt. Sinneswahrnehmungen sind eine eigene Art 
von Bewusstseinsinhalten neben Vorstellungen, Träumen, Erinnerungen etc.  
***
Üblicherweise ist die Sinneswahrnehmung das Kriterium 
dafür, dass etwas da ist. Dasjenige existiert wirklich, was man 
entweder direkt sehen, hören, fühlen, schmecken riechen etc. kann oder dessen 
Wirkungen man wahrnehmen kann. 
Wenn ich z. B. einen 
5-Euro-Schein sehe (also mit meinen Augen wahrnehme), dann ist das ein Beleg dafür, 
dass es 5-Euro-Scheine gibt, dass solche Scheine existieren und dass sie Bestandteil 
der wirklichen Welt sind. (Das Problem von Sinnestäuschungen sei einmal ausgeklammert.)
Hier vollzieht die Alles-ist-Geist-Lehre nun den entscheidenden Bruch 
mit dem üblichen Verständnis der Welt und dem üblichen Sprachgebrauch indem 
behauptet wird: "Es gibt keine objektiven Dinge. Sie existieren ausschließlich als 
Sinneswahrnehmung und sie sind damit nur im Bewusstsein. Die Welt existiert nicht sondern wird erlebt". 
Ein Satz wie: "Die Welt existiert nicht"   ist offensichtlich 
keine These unter anderen, denn sie stellt die Grundbegriffe unseres üblichen 
Weltverständnisses radikal in Frage – um nicht zu sagen: auf den Kopf. 
Das erste, was deshalb erforderlich ist, um überhaupt 
sinnvoll diskutieren zu können, ist die Klärung dieser unüblichen 
Ausdrucksweise: Was ist mit dem Satz "Die Welt existiert nicht"   gemeint und mit 
welcher Bedeutung werden dabei die Wörter "Welt"   und "existiert"   verwendet?
Wenn der Stock, mit dem ich geschlagen werde, den ich sehe und fühle, nicht
 als von meinem Bewusstsein unabhängiges Objekt existiert, was soll dann der 
Begriff der objektiven Existenz überhaupt noch beinhalten? Was soll es für einen 
Sinn haben, über das intersubjektiv übereinstimmende Sehen, Hören und Fühlen 
hinaus noch weitere Beweise für die Existenz eines Objektes zu verlangen?  
 
Dass 
etwas sichtbar, hörbar, fühlbar ist, IST das Zeichen seiner Existenz.
Wenn "sehen"   bedeutet: "mit den Augen wahrnehmen", dann sehe ich 
den wirklichen Baum mit meinen Augen und nicht den gesehenen Baum. Ich nehme den 
wirklichen Baum mit meinen Sinnen wahr und nicht den Sinneseindruck dieses 
Baumes. 
Wenn trotz radikaler Umdeutungen Begriffe wie "existieren"   oder 
dessen Synonyme ("ist da", "ist gegeben", "ist vorhanden", "es gibt" etc.) ohne 
Erläuterung verwendet werden, dann erzeugt dies eine begriffliche 
Verwirrung, aus der man sich nur schwer befreien kann.  
***
Was bedeutet das Wort "ist"   in dem Satz "Alles ist Geist"  ?
Dies harmlose kleine Wörtchen "ist", das uns 
ständig über den Weg läuft und das wir gut zu kennen meinen, wirft ebenfalls 
Verständnisprobleme auf. 
Sehen wir uns einige Sätze mit "ist"   an: 
- "Ein Automobil ist ein Fahrzeug mit mehr als 2 Rädern 
und einem Motor zur Fortbewegung."  
        (Hier zeigt das Wort "ist"   eine Begriffsbestimmung an. Dies 
ist offenbar nicht gemeint.)
- "Der Berg ist mehr als 1000 m hoch".
    (Hier dient das Wort "ist"   dazu, einem Objekt ein Merkmal 
zuzuordnen. Dies könnte auch bei dem Satz "Alles ist Geist"   der Fall sein. Dann 
müsste allerdings "Geist"   so definiert sein, dass man durch eine Untersuchung 
feststellen kann, ob es sich um "Geist"   handelt oder nicht, so wie man bei dem 
Satz "Dies ist Salz"   durch eine Kostprobe feststellen kann, ob es so ist. Dies 
ist jedoch nicht möglich, da der Satz keinen empirischen Gehalt hat.) 
- "Dieser Tisch ist ein Möbelstück."   
    (Hier ist "Möbelstück"   der Oberbegriff zu "Tisch".)
- "Dieser Tisch ist (aus) Holz". 
    (Hier ist "Holz" der Stoff, aus dem der Tisch gefertigt ist.)
- "Der Mörder des Geldboten ist auch der Mörder der 
Verkäuferin."   
    (Hier wird durch das Wort "ist"   eine Identität ausgedrückt.)
Es hat es den Anschein, dass der Satz "Alles ist Geist"   eine Identität zwischen "Welt"   und "Geist"   ausdrücken soll. Die Frage ist, 
wie man eine solche Identität 
nachweisen kann. 
***
"Alles ist Geist" als Identitätsbehauptung
Fragen wir, wie die These "Alles ist Geist (im Sinne einer 
Identität)"   innerhalb der Geist-Lehre begründet wird. 
Ausgangspunkt für die Begründung dieser These sind Sätze 
wie: "Die Welt erscheint immer nur als wahrgenommene Welt"   und "Die objektiven 
Dinge 'existieren' ausschließlich als Wahrnehmung, als Komplex von 
Sinneseindrücken."   Oder es werden Suggestivfragen gestellt wie "Hast Du je eine 
andere Welt erfahren als eine wahrgenommene Welt?"  
Es wird gesagt: Da uns die Welt nur über unsere Wahrnehmungen gegeben ist, 
kennen wir genau genommen nur unsere Wahrnehmungen der Welt, kennen wir nur eine wahrgenommene 
Welt. 
Wie bereits oben gezeigt wurde, nehme ich jedoch keine 
wahrgenommene Welt sinnlich wahr, sondern ich nehme die tatsächliche Welt wahr. Ich sehe 
keinen gesehenen Baum sondern ich sehe den wirklichen Baum. 
Genauso wenig, wie alles Erkannte zu Sprache wird, weil man 
Erkenntnisse nur sprachlich formulieren kann, genauso wenig wird alles Wirkliche 
zu Sinneswahrnehmung, weil man das Wirkliche nur über Sinneswahrnehmungen 
erfassen kann. 
Es handelt sich hier also um keinen logischen Schluss.  
***
Die Eliminierung des Diskussionspartners
Gelegentlich stößt man in der Diskussion auch auf Argumente wie dieses: "Was du da sagst, sind für mich wiederum nur Inhalte meines Bewusstseins, auch 
du bist für mich nicht ein unabhängig von meinem Bewusstsein existierendes 
Wesen". Der Non-Dualist sagt zu mir: "Du existierst nicht"  : Paradefall 
eines performatorischen Widerspruchs. 
Mit einer solchen Argumentation, die meine Existenz als 
selbständige Person bestreitet, wird jedoch die Grundlage der Diskussion 
ausgehebelt. Damit wird jedes Streben nach allgemein gültigen und damit 
intersubjektiv nachvollziehbar begründeten Erkenntnissen zur Farce.  
***
Es macht keinen Sinn, jenseits der Wahrnehmbarkeit durch die Sinnesorgane noch weitere Belege für die Existenz von Gegenständen zu verlangen. Diese kann es, so wie der Begriff "(faktische) Existenz" üblicherweise verwendet wird, gar nicht geben - und sie sind auch nicht erforderlich.
***
Die Gleichsetzung von Wahrnehmung, 
Bewusstsein und Geist ist nicht unproblematisch. So ist es wohl kaum zu bestreiten, 
dass auch Tiere sehen und hören. Hunde sind z. B. mit ähnlichen Sinnesorganen 
ausgestattet wie Menschen. Wie hier der Übergang von der Wahrnehmung zu 
Bewusstsein und Geist vollzogen werden kann, ist eine offene Frage. 
Es lässt sich sehr einfach zeigen, dass der Mensch 
nicht nur Geist ist. Etwa ein Drittel unseres Lebens schlafen wir. Wir sehen 
auch andere Menschen schlafen, mit geschlossenen Augen und ohne die üblichen 
Reaktionen des Wachzustands. Wir atmen und leben, gesteuert durch das 
unwillkürliche vegetative Nervensystem, ohne dass uns dieses bewusst ist. 
Angeborene, automatische Steuerungsmechanismen (Reflexe, homöostatische 
Regelkreise, eingewöhnte Routinen etc.) führen uns, auch ohne unser bewusstes 
Denken. Auch diese Fähigkeiten teilen wir mit den Tieren.  
***
Die Geist-Lehre baut eine falsche Alternative auf zwischen 
Wissen auf der einen Seite und Erleben der Wirklichkeit auf der anderen Seite. 
Beides ist gut miteinander zu vereinbaren. Wenn jemand wissenschaftlich 
fundierte Antworten sucht, so heißt das ja nicht, dass er ununterbrochen Fragen 
beantwortet. Die meiste Zeit erlebt er die Welt, ohne dass er sie dabei 
erforschen muss. 
Die Haltung des nüchtern die Dinge betrachtenden Forschers, die z. B. so 
erstaunliche Leistungen vollbracht hat wie das Verstehen der Vererbung, ist nur 
die eine Art des Verhältnisses zur Welt. 
Daneben – und keineswegs unvereinbar mit der wissenschaftlichen Betrachtung der 
Welt - gibt es das Erleben der Welt, der Natur, das der Künstler in seinen 
Werken einfängt und uns vermittelt.
***
Es gibt keine unterschiedlichen Stufen der Wahrheit. Wenn es so ist, wie der Satz besagt, dann ist der Satz wahr. Es gibt da keine Steigerung. Eine "erlebte" Wahrheit – was immer das auch sei – ist nicht wahrer als eine durch kontrollierte Beobachtung und logisch-begriffliches Denken gefundene Wahrheit.
***
Die unmittelbare Wahrnehmung stellt keinen Königsweg der Erkenntnis dar. Sinneseindrücke müssen ihrerseits interpretiert werden und in theoretischen Aussagen verwendet werden: Die roten Bäckchen eines Kindes können Zeichen strotzender Gesundheit sein, sie können aber auch Zeichen eines lebensgefährlichen Fiebers sein.
***
Der Strom der Sinneseindrücke liefert als solcher noch keine Erkenntnis.
Wenn ich wissen will, warum ein bestimmter Schmerz mich 
immer wieder quält, dann muss ich Begriffe und logisch aufgebaute Theorien 
bilden, dann gehören zur Wirklichkeit Dinge wie Zähne, Entzündungen, Karies, Nerven 
sowie die regelmäßigen Zusammenhänge zwischen diesen Dingen. Zu deren Erkenntnis 
sind Theorien nötig. 
Diese Dinge und Zusammenhänge sind nicht weniger wirklich 
als mein gefühlter Schmerz. Ein Weltbild, das keine Dinge und keine empirischen 
Regelmäßigkeiten enthält, kann keine meiner Fragen beantworten. 
Erst in 
Verbindung mit logisch-begrifflichem Denken werden Sinneseindrücke zu Mitteln der 
Erkenntnis.  
***
Den Satz: "Der Armreif ist (aus) Gold"   kann man durch 
Untersuchung des Armreifs überprüfen. Er enthält eine Information über die Dinge 
(hier den Armreif), wie sie für uns sind, wie sie uns erscheinen. 
Der Satz: "Das Flugzeug ist Bewusstsein"   lässt sich nicht 
durch Untersuchung des Flugzeugs überprüfen. Er enthält keine Information über 
die Dinge (hier das Flugzeug), wie sie für uns sind, wie sie uns erscheinen.
Also stellt sich die Frage: Was soll eine solche Aussage?  
***
Ich denke. Das ist eine geistige Tätigkeit. 
Ich laufe. Das ist eine körperliche Aktivität. 
Dieser Unterschied bleibt, auch wenn ich nur wissen kann, 
dass ich laufe, wenn ich bei Bewusstsein bin. Dadurch, dass ich weiß, dass ich 
laufe, wird das Laufen nicht 
zu einer geistigen Aktivität und erst recht werden meine Beine dadurch nicht zu 
etwas Geistigem oder gar zu Geist, was immer das auch heißen mag.  
***
Ein Kuriosum der Diskussion am Rande:
Der Vertreter der Alles-ist-Geist-Lehre hatte geschrieben: "ICH ist die einzige unzerstörbare 
Realität."   
Daraufhin hatte ich gefragt, ob das heißen soll, dass ich nicht durch starkes 
Rauchen an Krebs sterben könne. 
Darauf hat er mit der Gegenfrage geantwortet: "ICH kann doch nicht rauchen, 
oder?"   
Ich antwortete: "Ich rauche. Und damit kann ich auch rauchen."    
Dem hielt er die Frage entgegen: "Wer raucht denn? DU (also ICH) oder Dein von 
Dir (ICH) wahrgenommener Körper?"   
Ich antwortete: "Ich rauche. Es wäre nicht richtig zu sagen: 'Mein 
Körper hat gestern 33 Zigaretten geraucht' ."  
(Der Vertreter der Alles-ist-Geist-Lehre brach hier die Diskussion ab.)
***
Die Alles-ist-Geist-Lehre will keine Theorie sein. Sie will keine Fragen 
beantworten. Sie will keine Behauptungen aufstellen. Sie will dort weitermachen, 
wo das begriffliche Denken und der Verstand nicht anwendbar sind. 
Damit entzieht sie sich der rationalen Argumentation. Rationale Argumentation bezieht sich immer auf bestimmte Behauptungen, die mit 
dem Anspruch auf allgemeine Geltung vertreten werden, und die durch 
nachvollziehbare Argumente begründet werden.  
***
Eine Behauptung ist wahr, wenn es so ist, wie die 
Behauptung besagt. Wahrheit setzt deshalb immer ein Verhältnis zwischen einem 
Satz und dem, auf was sich der Satz bezieht, voraus. 
Die Geist-Lehre versteht unter "Wahrheit"   jedoch "erlebte  wahre 
Wirklichkeit". 
Sie beansprucht zu Erkenntnissen zu kommen, die nicht 
sprachlich formulierbar sind. Damit 
wird der Begriff "Erkenntnis", umgemünzt und der wichtige Unterschied zwischen Erkenntnissen und 
Erlebnissen wird verwischt.
***
Trotz dieser Ablehnung wissenschaftlicher Theoriebildung 
wird die Lehre wortreich propagiert. Allerdings sollen die gemachten Aussagen 
nur den Charakter von Metaphern haben, die auf etwas verweisen. Sie stellen 
nicht die eigentliche "Wahrheit"   dar, die nur erlebt werden kann. Damit 
entziehen sich die gemachten Aussagen wieder jeder rationalen Kritik. 
Es ist völlig unklar, was unter diesen Voraussetzungen das 
Kriterium für die Gültigkeit der vorgetragenen Aussagen sein soll. Auch die Regeln der Logik 
werden nicht in allen Fällen als maßgebend angesehen. Dadurch 
wird die Diskussion unvermeidlich zu einem rhetorischen 
Schaukampf.  
***
Die Lehre beansprucht für sich eine besondere Sicht der 
Welt. Deshalb werden die fundamentalen Begriffe wie "Wirklichkeit", "Existenz", "Wahrnehmung", "Bewusstsein", "Geist", "Person", "Subjekt", "Objekt", "Hypothese", "Gewissheit", "Sein"   etc. mit anderen Bedeutungen belegt als allgemein üblich. 
Gleichzeitig wird eine explizite Definition dieser Begriffe 
abgewehrt. Ein Beispiel hierfür ist die Aussage, dass über die Wirklichkeit des 
Geistes nichts ausgesagt werden kann, weil das Wort "wirklich"   nur innerhalb des 
Geistes etwas bedeutet. Dadurch wird jeglicher Kritik die Möglichkeit 
zum Ansetzen genommen.  
***
Ich habe aus den Diskussionen mit den Vertretern der Geist-Lehre einiges 
gelernt, insbesondere was die Verhexungen der Sprache und durch die Sprache 
angeht. 
Diese kann nur dadurch aufgehoben werden, dass man auf 
einer Erläuterung und zumindest vorläufigen Definition grundlegender Begriffe 
besteht und sich davon auch nicht abbringen lässt. Dies ist besonders wichtig, wenn die Begriffe nicht im 
üblichen Sinne verwendet werden. 
Außerdem ist es methodisch wichtig, schleichende 
Begriffsverschiebungen zu erkennen und zu benennen. 
Es ist sinnlos gegen eine 
Position zu argumentieren, die von sich selber sagt, dass sie sich nicht in Form 
sprachlicher Behauptungen fassen lässt. Denn nur Behauptungen lassen sich 
argumentativ begründen oder bestreiten.  
***
Siehe auch die folgenden 
thematisch verwandten Texte in der Ethik-Werkstatt:
    
Fernöstliche Lehren 
** (33 K)
    
 
zum Anfang
Alphabetische Liste aller Texte
Übersicht
Ethik-Werkstatt: Ende der Seite "Kritik der 
Alles-ist-Geist-Lehre"  
Letzte Bearbeitung 10.08.2007 / Eberhard Wesche
Wer diese Website interessant findet, den bitte ich, auch Freunde, Kollegen und Bekannte auf die "Ethik-Werkstatt" hinzuweisen.